Ein Tango Lexikon zu erstellen ist wahrscheinlich so abenteuerlich wie die Herkunft des Tangos erklären zu wollen. Doch nur allzu oft standen und stehen wir vor einem spanischen Wort aus dem Munde eines Lehrers oder Tangomeisters und verstanden / verstehen nur Bahnhof. Schnell mal googeln ist oft nicht die Antwort. Also haben wir uns mal hingesetzt und geschaut, was es an Begrifflichkeiten so gibt. Dabei haben wir versucht, etwas Struktur hinein zu bringen. Begriffe die direkt mit dem Tanz zu tun haben und Begriffe, die sich mehr um das Umfeld des Tangos ranken, getrennt. Unsere kleinen Kommentare und Erläuterungen sollen die Freude am Tango unterstreichen, denn Tango ist kein Gesetz, sondern sollte Inspiration sein, Musik und eigene Gefühle und Ideen zusammen mit seinem Gegenüber in einen wunderschönen Paartanz zu verwandeln.
Tango Tanz Bewegung
Abrazo: Die Umarmung
Abrazo Cerrado: Ist die geschlossene, enge Umarmung für den Tango de Salon.
Caminar: Das bewusste Gehen beim Tango. Es schafft eine größere Beinfreiheit. Das Führen erfolgt vom Standbein aus dem Boden. Der freie Fuß wird flach über den Boden geführt und letztlich mit dem Hacken ( andere sagen Ballen ) aufgesetzt.
Paso Basico: Base ( gesprochen Basse ) – das grundlegende Muster. Angeblich von Argentinischen Lehrern für Europäische Schüler erfunden und auf der Zählweise der 8 Impulse im Tango ruhend. Der Führende führt die Schritte Rück – seit – vor – vor mit Kreuz für die Folgende, Gewichtswechsel für den Führenden – vor – seit – schließen mit Gewichtswechsel für Beide. Für viele Anfänger beginnt so der erste Kontakt mit dem Tango. Ein Weg, der inzwischen nicht mehr als Königsweg beschritten wird. Die Paso Basico war zuvor bekannten als Quadrat, der Führende führt die sechs Schritte Rück – seit – vor – vor – seit – schließen mit Gewichtswechsel für Beide.
Paso Basico Cruzado: Dabei handelt es sich um die bequemere Form des paso basico. Das wird durch Einfügen eines Schrittwechsels des Mannes an Position 2 erreicht. Dadurch bewegt sich das Paar ab hier im gekreuzten System, was wesentlich komfortabler ist. Beim Kreuz der Folgenden kommen Beide wieder in das Parallele System.
Ocho: Die Acht vorwärts (ocho adelante) oder rückwärts (ocho atrás). Figur aus einem Schritt und einer Drehung – Pivot (Drehen auf dem Fußballen). Durch die Wiederholung entsteht sowohl in der Beckenbewegung als auch auf dem Fußboden die Form einer Acht.
Ocho cortado: Die abgebrochene Acht – hat mit einem Ocho eigentlich nichts zu tun, sondern ist eine abgebrochene Drehung. Beginnt mit einem Schritt seitlich um den Mann herum nach rechts. Der Schritt wird als Stoppschritt auf halben Weg abgebrochen und die Frau so zurück geführt, das sie vor dem Standbein einkreuzt. Wenn dies nicht gelingt, landet man mit etwas Geschick elegant in einen Rückwärts Ocho.
Cruzar: Kreuzen – die Folgende wir ins Kreuz geführt. Alle Varianten / Kombinationen sind möglich und können gern mehrfach geführt werden.
Medialuna: Der Halbmond – ein Teil der Molinete, die auf dem Boden das Bild des Halbmondes zeichnet. Wird auch als kleine Rechts- / Linksdrehung bezeichnet.
Molinete: Windmühle: Beschreibt die Art, wie sich beispielsweise die Folgende um den Führenden dreht oder beide gleichzeitig umeinander drehen. Als Grundlage dient der Giro.
Giro: Die Drehung – Oberbegriff für die Drehung im Tango an sich. Drehung umeinander nach links (giro a la izquierda) oder nach rechts (giro a la derecha). Die Schrittkombination ist Rück, Seit, Vor, Seit in stetiger Wiederholung, wobei sich Rück – Seit zur Verdopplung anbietet.
Alteración: Der Richtungswechsel – vom Führenden geführte Tanzrichtungsänderung während eines Schritts der Folgenden. So kann zum Beispiel nach einem rückwärts oder vorwärts Ocho die Drehrichtung der Folgenden geändert werden.
Planeo: Der Gleiter /Flieger – eine kreisende Bewegung des freien Beines mit gleichzeitiger Drehung des Standbeins. Der Planeo ist ein geführter Schritt, die Partnerin wird bei der Drehung in den Boden geführt.
Pivote: Der Zapfen – Drehen auf der Stelle auf dem Fußballen. Der Fußballen bildet die Drehachse. Teil des Ochos, Grundlage aller Drehungen wenn man selbst das Centrum bildet und eine schöne Verzierung, wenn man aus der Umarmung geht.
Tango Technik Spielerei Verzierungen
Firulete: Die Verzierung – zusätzliche, verzierende Bewegung, welche die prinzipielle Bewegung des Tanzflusses des Paares nicht stört.
Auch „adorno“ genannt.
Arrullo: Schäkern, ein sanftes, schnelles hin und her drehen der Folgenden in ihre eigenen Achse.
Barrida: Das Fegen, den Fuß des Partners mit dem eigenen Fuß wegschieben oder ziehen. Eigentlich nur eine Illusion – der Fuß des Führenden begleitet den Fuß der Folgenden parallel mit seiner Führung.
Corte: Der Schnitt – das abruptes Abbrechen einer gemeinsamen Bewegung, plötzlicher Stopp, wie eingefroren. Die Körper verharren in der Umarmung.
Sacada: Wegnehmen – ist die Idee, den Platz des Partners nach einem Schritt einzunehmen. Der Führende kann den Platz nehmen oder geben. Dabei kann es zu einer leichten Berührung des Fußes oder der Wade kommen. Kommt es zu keiner Berührung spricht man von einer Entrada. Beide erhöhen die Tanzdynamik.
Sanguichito: Das Sandwich – aus einer Parada erfolgt ein klarer Stopp, das freie Bein des Partners wird rechts und links umschlossen. Kann erneut als Parada aufgelöst werden oder mit einem Schieber zu neuen Figuren fortgesetzt werden.
Sobrepaso: Der Zwischenschritt – kleine schnelle Verdoppelungen, welche der Führende tanzt, während er die Folgende im normalen Schritt weiterführt.
Colcada: Bei der Colcada teilt sich das Paar mit den Füßen eine gemeinsame Achse und lehnt sich dabei auseinander. Das Gewicht wird nach außen abgeben. Gern spielt der Führende dabei mit dem freien Bein der Folgenden, führt sie dann seitlich an sich vorbei in den Tanzfluss.
Volcada: Bei der Volcada teilt sich das Paar eine gemeinsame Achse und lehnt sich dabei aneinander. Das Gewicht wird nach innen abgeben. Gern spielt der Führende dabei mit dem freien Bein der Folgenden, führt sie beispielsweise in ein Kreuz.
Vuelta: Die Wende – ein Richtungswechsel durch einen gemeinsamen Pivot des Paares auf der Stelle. Dabei teilt sich das Paar eine gemeinsame Achse und lehnt sich dabei leicht auseinander, wie eine Mini Colcada.
Soltada: Öffnen – die Tanzhaltung wird geöffnet um freie Drehungen zu führen. Die Folgende geht um den Führenden herum oder umgekehrt, dreht vor dem Führenden eine Runde in einen Boleo, wie auch immer.
Sostenida: Ziehen – die Bewegung der Folgende zum Stilstand führen, ihre Achse stabilisieren, sie in Schräglage bringen und die Folgende dann über den Boden schieben oder eben ziehen, ganz wie es der Tanzfluss zulässt.
Taconéo: Das Klopfen – mit dem Absatz auf den Boden. Auch „taco„.
Tomada: Nehmen – den Fuß der Folgenden mit dem Fuß oder mit der Hand ( bei einem Gancho oder Boleo ) fassen und dann führen.
Traspié: Stolperschritt – Schrittverdopplungen während des Tanzens. Interpretationsspielerei mit Rhythmuspassagen in der Musik.
Pica: Ein kleiner Kick zwischen die Beine des / der Partner/in ohne ihn / sie zu berühren und ohne den Tanzfluss zu stören, beispielsweise im Giro oder aus einem vorwärts Ocho mit Stopp vor dem Führenden und Kick zwischen die (hoffentlich geöffneten ) Beine des Selbigen.
Golpe: Der Schlag, der Stoß – der unbelastete Fuß tippt aus der Bewegung oder dem Stand auf den Boden. Der Tipp prellt nach dem Auftippen schnell nach oben.
Pique: Verzierung – der freie Fuß wird im Gehen vor oder hinter dem Standbein ein und wieder ausgekreuzt. Sehr schnelle Verzierung, beispielsweise in Ochos nach dem Pivot.
Golpecito: Der unbelastete Fuß tippt im Gehen mit dem Ballen flach auf den Boden.
Cunita: Die Wiege / Der Wiegeschritt: Vor und Zurück Wiegen des Paares ohne das ein Gewichtswechsel geführt wird.
Enrosque: Die Verschraubung – einschrauben beim Drehen auf der Achse. Erst folgt der Oberkörper dem Partner bis der Körper stark verdreht ist, dann wird die Position durch plötzliches Nachdrehen des Beckens unter Ausnutzung der Drehspannung aufgelöst.
Entrada: Das Eintreten – in den Schritt des Partners.
Espejo: Der Spiegel – Spiegelschritt Schritt zur Seite, bei dem die Tanzhaltung geöffnet wird, sodass Führender und Folgende gemeinsam nach vorne gehen. Auch „Promenade“ oder „Salida Americana“ genannt.
Salida Americana: Amerikanische Eröffnung – ist ein promenadenähnlichen Öffnungsschritt nach links, der nicht als Eröffnung getanzt wird sondern Teil im Tanz sein kann. Es geht die Sage, mit der Einführung des Films wurde diese Schrittfolge genutzt, damit das Paar gemeinsam, für einen Augenblick, ihr Antlitz in die Kamera richten konnte.
Caida: Der Fall – eine schöne Pose, in der der Mann einen Ausfallschritt macht, um die Frau auf das unbelastete Bein sinken zu lassen. Kann gern mit einem Gancho kombiniert werden.
Gancho: Der Haken / Beinhaken. Das freie Bein schwingt um ein Bein des Partners und um hakt es dabei. Kann aber als Verzierung auch selbst getanzt werden, in die Luft oder zwischen die Beine des Partners.
Boleo / Voleo: Der Flieger – Figur, die durch das Abbrechen eines Ochos aus dem gekreuztem System entsteht. Kann durch eine gegenläufige Drehbewegung gegen die geführte Tanzrichtung oder durch eine verlängernde Begleitung erzeugt werden.
Rebote: Rückprall – ein Rebound aus der Ochobewegung. Die Drehung wird auf halber Strecke sanft abgebremst und der Ocho als Rebound wieder zurückgeführt. Kann auch gemeinsam getanzt werden, beispielsweise in der Milonga als Richtungsänderung mit einem gemeinsamen Boleo.
Piernazo: Körpergancho – ein Gancho um die Taille des Führenden. Dabei wird die Folgende in der einladenden Bewegung deutlich angehoben.
Lápiz: Der Bleistift – auf dem Boden mit der Fußspitze des freien Beins gezeichnete Verzierung, ähnlich einem Zirkel.
Levantada / Tiramisu: Die Anhebung – beim Stopp nach oben – die Frau bleibt auf dem Standbein stehen und der Mann kann sie um ihre Achse drehen. Dabei kann die Folgende ihr Repertoires an Verzierungen zeigen.
Parada: Der Stopp der durch eine Bewegung nach unten herbeigeführt wird. Es entsteht die Illusion des direkten Stoppens des Fußes der Folgenden durch den Fuß des Führenden
Pasada: Übergang – erst stoppt der Führende, beispielsweise mit einer Parada aus einem vorwärts Ocho, den Schritt der Folgenden mit seinem Fuß, die Folgende geht danach am Fuß des Führenden vorbei oder darüber. Dabei kann sie Verzierungen, wie kleine Schrittfolgen, oder eine Lustrada ausführen.
Lustrada: Das Putzen – auch Schuhputzer genannt, mit dem Spann des freien Fußes am Bein des Partners auf und ab fahren. Typisch nach einer Parada.
Pose final: Die Endpose – in den meisten Endposen stehen beide Partner jeweils auf einem Bein, und bewegen sich gemeinsam nach unten. Dabei wird das unbelastete Bein kunstvoll weggestreckt.
Tango Vals
Cadena: Die Kette – eine sich wiederholende Schrittkombination in vielen Varianten und Formen, rechts und / oder linksdrehend, besonders gern in Vals und Milonga getanzt.
Tango Milonga
Milonga Lisa: Man beschränkt sich beim Tanzen mit den Schritte auf den Grundrhythmus, tanzt aber mit größeren Schritten raumgreifender. Gut für Non Tangos im Milongastyle.
Milonga Traspie: Traspies sind keine milongaspezifischen Schritte, dort aber stärker zu finden. Die kurzen Taps nach vorn zur Seite und/oder nach hinten, ermöglichen auf engem Raum eine große Tanzvielfalt.
Baldosa: Die Fliese – / Cuadrado: Das Quadrat – Vorläufer der heutigen, so beliebten, Base, besteht aus sechs Schritten. Typisch in Canyengue und Milonga.
Ochos en Espejo: Der gespiegelte Ocho. Die Frau und der Mann führen die Ochos spiegelbildlich aus, gern mit Verdopplungen.
Calesita: Das Karussell Die Wiederholung eines Vor-Rück-Schrittes am Platz (Cunita), gern auch mit Achsendrehung oder als Krebsgang vor und gern auch wieder zurück oder beides im Wechsel.
Lazo: Die Fliege – die Figur erinnert an eine Fliege (eine zur Querschleife gebundene Krawatte ) und ist eine stetige Wiederholung von zwei gemeinsam getanzten Vor- und Rückkreuzen auf der Stelle.
Saltito: Der Hüpfer – kleiner gemeinsamer Sprung, beispielsweise mit Gewichtswechsel.
Tango – das Drumherum
Chica / Chico: Mädchen / Junge – zärtliche Bezeichnung für den / die Tanzpartner / in.
Ronda: Die Runde – im Ballsaal wird gegen den Uhrzeigersinn in Runden getanzt. Wobei jeder möglichst in seiner Spur bleiben möchte und sich am vor- und nachfolgenden Paar räumlich ausrichten sollte. Erfahrene Tänzer achten darauf Platz zu schaffen, wenn andere Paare sich einreihen wollen. Hier erfolgt die Verständigung gern per Cabeceo.
Cabeceo: Das Nicken – das nonverbale Auffordern beim Tango durch Blickkontakt. So wird in Buenos Aires aufgefordert oder verständigt, wenn ein Paar in die Ronda einsteigen will.
Cabeza: Kopf – traditionelle Technik für das Auffordern des Tanzpartners per Augenkontakt und / oder Kopfbewegungen auf größerem Abstand.
Cortina: Vorhang – kurzes Zwischenspiel, das eine Überleitung von einer Tanda zur nächsten anzeigt. Dabei leert sich hoffentlich die Tanzfläche, um sich dann mit neu gebildeten Paaren zu füllen. Eine Cortina kann ein angespielter Swing oder Rock and Roll Titel sein, bei klassischen Milongas wird gern auch mal ein Nontango eingesetzt um blind weitertanzende „Feinde“ zu erkennen.
Tanda: Serie – eine Reihe von drei bis fünf Tango, die musikalisch ähnlich und zusammenhängend sind, beispielsweise von einem Orchester oder nur Tango Vals. Eine begonnene Tanda sollte gern von beiden Partnern bis zur nächsten Cortina zu Ende getanzt werden, da ein vorzeitiges verlassen der Tanzfläche als Ablehnung des Tanzpartners gedeutet würde. Oft findet man im dritten Tango erst richtig zueinander und kann sich dann gemeinsam von der Musik inspirieren lassen.
Tango Musik
Klassischer Tango
Für viele Tangoliebhaber gelten die Jahre von 1935 bis 1945 als das goldene Jahrzehnt des Tango. Anibal TROILO, Carlos DI SARLI, Francisco LOMUTO, Juan D’ARIENZO, Edgardo DONATO und Francisco CANARO sind die wohl bekanntesten Musiker dieser Epoche. Osvaldo PUGLIESE und Rodolfo BIAGI kamen etwas später dazu und setzten neue musikalische Akzente.
Die Webseite El Recodo bietet eine umfassende Datenbank, die es erlaubt problemlos durch eine riesige Menge an Musikstücken zu navigieren. Zu jedem Stück gibt es eine zehnsekündige Hörprobe in hoher Qualität. Bei fast 10.000 Stücken von über 500 Sängern und fast 150 Orchestern sollten keine Wünsche offen bleiben. Wer den Button Musik wählt, findet schon einmal alle bekannten Tangogrößen zum Reinhören und / oder Kennenlernen.
Neo Tango
Neo Tango und / oder Elektro Tango entstand Mitte der achtziger Jahre in Frankreich und Deutschland.
Tango Nuevo
Non Tango
Als Non Tango gelten Musikstücke, die sich zum Tango tanzen eignen. Pop, Blues, Reggae, Soul, Folk oder Jazz, der Fantasie sind hier kaum Grenzen gesetzt.